Macht ihn fertig!
Wer kam eigentlich auf die glorreiche Idee, schon um 10 Uhr mit dem Kids-Seminar zu beginnen? Na klar, Jörg Gerdes! Viele standen noch im Halbschlaf auf der Matte, da hatten die anderen schon eine halbe Weltreise getan – schließlich kommt man ja nach Bremen über die Fähre, wenn man aus Elmshorn, Emden oder Wilhelmshaven anreist. Das hatten mehr als 30 Kids getan, um vier Stunden Spaß und Action mit dem Jiu-Jitsu-Bundestrainer zu erleben. Mit kleinen Kennenlernspielen brach er das Eis und lockerte die Atmosphäre. Mit Team- und Geschicklichkeitsspielen, Gürtel abbinden und Partner durch die Gegend schleppen sowie zahlreichen Koordinationsübungen überzeugte er auch die letzten Morgenmuffel. Beim „Matten-Taxi” mussten allerdings die Seminarleiter ran und auf allen Vieren Kinder über die Matte transportieren, die dabei in Rückenlage ihr Gleichgewicht schulten, um nicht doch zu Fuß gehen zu müssen. Beim Wäscheklammern-Klau band Jörg umstehende Eltern als Joker ein, die mit Klammern übersät wurden – es ist ja so wichtig, dass auch die Eltern einen Zugang zum Hobby ihrer Kinder finden… Später beim Rollen mit dem Ball kochte die Stimmung durch Anfeuerungsrufe der Teams hoch, nicht zuletzt weil auch beide Seminarleiter im Wettbewerb gegeneinander antraten. Da gab es kein Halten, schließlich ging es um den Sieg. Und mal ganz ehrlich, auch Seminarleiter sind wie Kinder – nur in Übergröße.
Auch danach begeisterte der Bundestrainer die Kinder mit zahlreichen weiteren Bewegungsaufgaben im Stand und am Boden. Als er Schlagpolster und Pratzen an den Start brachte, war er der Held des Tages. Mit gesprungenen Fuß- und Schlagtechniken in sämtlichen Variationen brachte er die Augen manchen Kindes zum Funkeln, Ausrichterin Christin Senf jedoch nur zum Stirnrunzeln und Zähneklappern. Schließlich durfte sie die Schlagpolster halten, während Jörg Gerdes dagegentrat. Zur Belustigung aller flogen ihre Arme bis knapp unter Deckenhöhe. Es war Zeit für eine Unterbrechung!
Doch nach einer kurzen Pause bei Süßigkeiten und Getränken ging es schon nahtlos weiter im Programm. Wer braucht denn schon Pausen? Vollkommen überbewertet, vor allem wenn man statt dessen Jiu-Jitsu-Techniken lernen kann. Jörg ließ sich von den stärksten Gegnern des Tages angreifen. Egal ob Weiß- oder Gelb-Orange-Gurt, er nahm es mit jedem und jeder auf und zeigte dabei altersgerechte Techniken aus dem Bereich der Schlagabwehren. Die Abschlusstechniken wie Transportgriffe oder Armhebel fielen ihm aber ungewohnt schwer, da die Partner nur halb so groß waren und viel kürzere Arme zum Verknoten hatten als seine üblichen Partner. Aber was tut man nicht alles für den Nachwuchs – da nimmt man auch Rückenschmerzen und ein Hohlkreuz mal in Kauf.
Nach so viel Praxis folgte dann die Theorie. Doch die war keinesfalls grau und langweilig, denn Jörg erklärte anschaulich seine Sammlung von Trainingswaffen, die alle Kinder in ihren Bann zogen. Mit kleinen Theoriespielen veranschaulichte er die Theorie und Geschichte des Budo. Jeder durfte im Anschluss daran das Schwert einmal in seinen eigenen kleinen Händen halten und sich für einen Augenblick wie ein echter, kleiner Samurai fühlen.
Anschließend ging es noch einmal an Bodentechniken und Bodenkämpfe, bevor zum Abschluss Bruchtest-Bretter zum Zerschlagen einluden. Und nichts leichter als das, dachte mancher Knirps. Jörg Gerdes erklärte kurz, worauf es ankam, und schon ging es Schlag auf Schlag. Manch ein Jiu-Jitsuka hatte so viel Schwung, dass sein Handballen erst auf dem Brustbein des Bundestrainers zum Stoppen kam. Aber wo gehobelt wird, fallen ja bekanntlich Späne – und wo geschlagen wird, kommt ein Jiu-Jitsu-Bundestrainer eben nicht ohne blaue Flecken von der Matte der ATK-S Blumenthal. Nachdem jedes Brett zerschlagen oder zumindest der Versuch dazu unternommen worden war, ging es an die traditionelle Urkundenvergabe. Beim Applaus für den Bundestrainer wurde deutlich, dass dieses Seminar einschlagenden Erfolg hatte. Auf Beschluss der Mehrheit wurde festgelegt, dass Jörg Gerdes wiederkommen muss, und diesem Votum wird er sich wohl fügen. Nach dem Seminar wurden ihm dann ausgiebige Fragen gestellt, denn schließlich mussten sich auch alle Eltern informieren, was nun zu Hause auf sie zukommt… „Ich bin begeistert von so viel Zuspruch. Schön, wenn wir auf diese Art und Weise die Kinder für den Budosport begeistern können”, konnte der erschöpfte Bundestrainer seine Eindrücke gerade noch zusammenfassen.